Häufig gestellte Fragen zu OCCRPs Finanzierungs- und Redaktionsrichtlinien

Woher bekommt OCCRP sein Geld?

Wir sind eine spendenfinanzierte gemeinnützige Organisation. Die Zusammensetzung unserer Geldgeber variiert von Jahr zu Jahr. Im Jahr 2024 erhielten wir Mittel von sechs staatlichen Geldgebern, darunter die USA, Frankreich und Schweden, sowie von mehreren privaten Stiftungen, die investigativen Journalismus unterstützen. Insgesamt verfügen wir über 50 verschiedene Fördermittel von diesen Geldgebern.

Wir arbeiten ständig daran, unsere Finanzierungsquellen zu diversifizieren, um finanziell stabil zu bleiben. Vor einigen Jahren haben wir deshalb das Mitgliederprogramm „Accomplice“ ins Leben gerufen, um unseren Leser:innen eine einfache Möglichkeit zu geben, unsere Arbeit finanziell zu unterstützen.

Transparenz ist uns wichtig: Unsere Jahresberichte, Prüfungen und Steuerunterlagen (Formular 990) sind alle online verfügbar. Wir haben eine Vier-Sterne-Bewertung von Charity Navigator, das US-amerikanische gemeinnützige Organisationen hinsichtlich finanzieller Rechenschaftspflicht und Transparenz bewertet, sowie ein Platin-Siegel der Transparenz von Candid/GuideStar, einer ähnlichen Organisation.

Wenn Sie mehr erfahren möchten, finden Sie hier einige öffentlich zugängliche Informationen zu unseren Geldgebern und Finanzen:

Was macht OCCRP mit diesen Mitteln? 

Neben unserer redaktionellen Arbeit, die die Zusammenarbeit mit lokalen Journalist:innen umfasst, um Recherchen zu produzieren und zu veröffentlichen, bieten wir unserem Netzwerk Recherche- und Datenunterstützung an. Dazu gehört der Zugang zu einem Team erfahrener grenzüberschreitender Rechercheur:innen, die Journalist:innen weltweit helfen können, zum Beispiel Unternehmens- oder Grundbuchdaten zu finden, selbst wenn sie weit entfernt sind. Zudem unterstützen wir unser Netzwerk und andere Journalist:innen bei Bedarf in Fragen der digitalen und physischen Sicherheit.

Im Laufe der Jahre haben wir unabhängigen investigativen Journalist:innen in Ländern wie Russland, Serbien, Rumänien und Slowenien geholfen, ihre eigenen Medienorganisationen aufzubauen. Wir teilen Ressourcen und Erfahrungen, wir unterstützen und ermutigen, aber unsere Partner sind unabhängig von OCCRP und treffen ihre eigenen redaktionellen Entscheidungen.

Ein großer Teil der Mittel, die wir von Geldgebern erhalten, wird über OCCRP an lokale Medienorganisationen weitergeleitet, die Schwierigkeiten hätten, größere Fördermittel direkt zu erhalten.

Wie entscheidet OCCRP, welche Geschichten veröffentlicht werden?

OCCRP ist ein Netzwerk von Journalist:innen, die in allen Ecken der Welt leben. Im Vergleich zu traditionellen Medien sind wir dezentral organisiert, und die meisten unserer Recherchen stammen von lokalen Partnern, die uns Geschichten bringen, die ihnen wichtig erscheinen. Diese Ideen werden dann in Zusammenarbeit mit einem global arbeitenden Redaktionsteam entwickelt.

Einige unserer Geschichten entstehen auch aus großen Datenlecks, die wir dank unserer investigativen Datenplattform Aleph gut durchsuchen können, oder aus menschlichen Quellen, die uns Hinweise und Informationen über Missstände liefern. Manchmal entscheidet auch unser zentrales Redaktionsteam, Geschichten oder Projekte zu Themen zu verfolgen, in denen wir besonders erfahren sind.

Wenn ein:e Reporter:in aus unserem Netzwerk möchte, dass wir eine Geschichte veröffentlichen, prüfen wir diese nach mehreren Kriterien. Wir analysieren, ob die Geschichte Missstände aufdeckt, Neuland betritt, für die Öffentlichkeit von Bedeutung ist, und ob sie lokal oder international Einfluss haben könnte. Wir priorisieren Geschichten, die bedeutende Missstände aufdecken, insbesondere in Bezug auf Korruption, organisierte Kriminalität und deren Verbindungen zur politischen Macht. Da unsere Recherchen sehr ernsthafte Themen behandeln, müssen wir sicherstellen, dass wir unsere Aussagen — wann immer möglich durch dokumentarische Belege — untermauern können. Unsere Redakteur:innen achten darauf, dass jede von uns veröffentlichte Geschichte hohe Standards in Bezug auf Beweisführung, Fairness und Klarheit erfüllt.

Können Sie eine Geschichte veröffentlichen, ohne eine gezielte Spende dafür zu haben?

Absolut — und tatsächlich akzeptieren wir keine Spenden für spezifische Geschichten oder Projekte. Der Prozess funktioniert genau andersherum: Unser Redaktionsteam entwickelt Projekte und Geschichten, und nachdem sie veröffentlicht wurden, bestimmt unser Finanzteam, wie diese Geschichten mit den erhaltenen Fördermitteln verrechnet werden. Da Geschichten nachträglich Fördermitteln zugewiesen werden, wissen die Journalist:innen, die an ihnen arbeiten, nicht, wie sie finanziert werden.

Haben OCCRPs Geldgeber Einfluss auf die redaktionelle Ausrichtung?

Haben OCCRPs Geldgeber Einfluss auf die redaktionelle Ausrichtung?
Nein. Genau wie bei einer traditionellen Zeitung, die eine strikte Trennung zwischen Werbe- und Redaktionsabteilungen beibehält, haben wir eine klare Trennung zwischen den Mitarbeitenden, die sich um Spenden kümmern, und denen, die Journalismus produzieren. Geldgeber haben keinen Zugang zu redaktionellen Sitzungen oder irgendeinem Aspekt unseres redaktionellen Prozesses und keinen Einfluss darauf, welche Geschichten wir veröffentlichen.

Um unsere redaktionelle Unabhängigkeit zu gewährleisten, fügen wir unseren Fördervereinbarungen schriftliche Klauseln hinzu, die ausdrücklich festhalten, dass wir die vollständige redaktionelle Kontrolle über unsere Arbeit behalten. So sieht eine solche Klausel aus:

Klausel aus einem mehrjährigen Zuschuss von USAID an OCCRP im Jahr 2022.

Haben Sie jemals Ihre Finanzierungsquellen verheimlicht?

Nein. Wir haben unsere Geldgeber immer öffentlich offengelegt. Hier sind einige Möglichkeiten, wie wir dies tun:

Haben Geldgeber Einfluss darauf, wen OCCRP einstellt?

Nein. Wir stellen die am besten qualifizierten Personen ein, die wir finden können. Geldgeber haben keinen Einfluss auf diesen Prozess. Ein aktueller Medienbericht behauptete, die US-Regierung habe ein “Veto”, wenn es um die Besetzung von Stellen geht. Dies ist ein Missverständnis eines üblichen Verfahrens im Ausschreibungen:

OCCRP wird durch Fördermittel finanziert. Wir bewerben uns um wettbewerbsorientierte, öffentlich ausgeschriebene Zuschüsse, und Teil dieser Bewerbung ist, dass wir qualifiziertes Personal haben, das für die angemessene Verwendung der Mittel verantwortlich ist. Gelegentlich nennen wir diese Personen in unseren Bewerbungen, um zu belegen, dass wir in der Lage sind, die Anforderungen zu erfüllen. Diese Fördermittel unterscheiden sich indes von anderen Verträgen darin, dass die Geldgeber keine Kontrolle darüber haben, was mit dem Geld nach der Spende passiert.

In einigen wenigen Fällen, wenn wir uns um bestimmte Arten von US-Regierungszuschüssen bewerben, sogenannte Cooperative Agreements, sind wir verpflichtet, die Personen zu benennen, die die Mittel verwalten werden. Diese Rolle, „Key Personnel“ genannt, stellt sicher, dass die Fördergelder korrekt ausgegeben werden und die Arbeit erledigt wird. Es handelt sich nicht um eine redaktionelle Position oder um eine journalistische Rolle.

Unser Vorschlag fĂĽr ein Cooperative Agreement wird auch danach bewertet, ob diese Person ausreichend qualifiziert ist. Sollten wir eine Ausschreibung gewinnen und dann im Nachhinein eine andere Person fĂĽr diese Rolle einsetzen wollen, muss der Geldgeber zustimmen, dass diese Person ebenfalls qualifiziert ist.

In der Vergangenheit hat es zu keinem Zeitpunkt Uneinigkeit mit einem Geldgeber über “key personnel" gegeben. Wenn wir uns um eine Ausschreibung bewerben, geben wir eine Person zur Verwaltung der Gelder an und haben in der Regel nicht vor, diese Person zu ersetzen. In der Praxis ist dieser Tausch nur ein Mal vorgekommen, ohne dass es eine Beanstandung gab.

OCCRP hat aktuell vier sogenannte Cooperative Agreements und 46 andere Zuschüsse. Zwei dieser Cooperative Agreements beinhalten Klauseln über den Austausch von “key personnel”. Hier ein Beispiel dafür, wie so eine Vereinbarung aussieht:

Eine Klausel aus einer mehrjährigen Zuschuss-Vereinbarung, die OCCRP im Jahr 2022 erhalten hat. Als “chief of party” ist Drew Sullivan verantwortlich, die Zuschüsse zu verwalten und dafür zu sorgen, dass die sinnvoll ausgegeben werden.

Gibt es Bedingungen fĂĽr Spenden, die festlegen, worĂĽber OCCRP berichten darf oder nicht?

Nein. OCCRP nimmt nur Fördermittel unter der Bedingung an, dass wir unsere vollständige redaktionelle Unabhängigkeit behalten. Sie können unsere Richtlinien zur Annahme von Spenden hier einsehen.

Wir beantragen einige geografisch oder thematisch fokussierte ZuschĂĽsse, die bedeuten, dass Arbeiten in einem bestimmten Land oder zu einem bestimmten Thema durchgefĂĽhrt werden mĂĽssen. Wir beantragen diese Gelder jedoch nur, wenn wir ohnehin planen, an diesen Themen oder in diesen Regionen zu arbeiten, und wenn sie mit der Mission von OCCRP ĂĽbereinstimmen.

Alle Geldgeber, staatliche wie private, haben Interessengebiete. Deshalb wirbt OCCRP auch so genannte „Kernmittel“ ein, die wir für jeden Zweck verwenden können, einschließlich der Berichterstattung über Länder, die nicht speziell von einem Spender finanziert werden. Aus diesem Grund können unsere Journalisten dem Geld folgen, wohin es sie auch führt, und sind in keiner Weise durch den geografischen Schwerpunkt eines bestimmten Zuschusses eingeschränkt.

Wenn ein Land OCCRP finanziert, können Sie dann trotzdem über dieses Land berichten?

Ja, das können wir und tun wir auch. Wir folgen den Geschichten, wohin sie uns führen, und haben in Dutzenden von Ländern recherchiert, darunter die USA, Großbritannien und fast jedes EU-Land. Um Interessenkonflikte zu minimieren, verwenden wir für Berichte über ein Land keine Gelder, die von diesem Land bereitgestellt wurden.

Alle Reporter:innen und Redakteur:innen die für OCCRP arbeiten, wissen, dass sie frei darin sind, über Regierungen, politische Entscheidungen oder wirtschaftliche Interessen zu berichten, wie sie es für richtig halten. Falls Fehlverhalten aufgedeckt wird, werden wir dies öffentlich machen - egal, wer dafür verantwortlich ist.

Warum berichtet OCCRP nicht ĂĽber die USA?

Das tun wir, aber die USA waren historisch gesehen kein Schwerpunkt unserer Arbeit. Wir wurden auf dem Balkan gegründet und haben uns schrittweise auf benachbarte Regionen ausgeweitet, wo der Bedarf an investigativem Journalismus hoch ist. Die USA haben hingegen eine vielfältige und wettbewerbsfähige Medienlandschaft mit vielen etablierten Akteuren, die hervorragende investigative Arbeit leisten.

Wir versuchen, aufzuholen: Wir haben jetzt einen US-Redakteur, der hilft, Recherchen in Amerikazu leiten, und wir bauen Partnerschaften mit US-Medien auf. Dieses Jahr haben wir mit dem Boston Globe fĂĽr eine Serie ĂĽber Steward Health Care zusammengearbeitet.

In der Vergangenehit haben wir zum Beispiel über Hunter Bidens Geschäfte im Ausland und Rudy Giulianis Annäherung an die organisierte Kriminalität in der Ukraine berichtet. Wenn Sie einen Story-Tipp zum Thema Kriminalität oder Korruption in den USA haben, würden wir ihn gerne hören – nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.

Wer hat OCCRP gegrĂĽndet, mit welcher Finanzierung und warum?

Im Jahr 2007 arbeiteten die Journalist:innen Drew Sullivan und Paul Radu in investigativen Medien in Bosnien-Herzegowina bzw. Rumänien. Sie erkannten, dass es notwendig war, ein Netzwerk gleichgesinnter Medien aufzubauen, um grenzüberschreitende Geschichten zu verfolgen.

Mit Fördermitteln der UNO und später der US-Regierung starteten sie das Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP). Zunächst war OCCRP buchstäblich ein „Projekt“ – ein Rahmenwerk für die Zusammenarbeit investigativer Reporter:innen aus verschiedenen Ländern. Später wurde es zu einer Medienorganisation.

Hat OCCRP eine politische Ausrichtung?

Nein. OCCRP ist unparteiisch und konzentriert sich auf die Berichterstattung über Kriminalität und Korruption. Wir schreiben über Regierungen und politische Akteure, wenn Korruption uns zu ihnen führt.

Eine kürzlich veröffentlichte Geschichte über OCCRP deutete an, dass die Organisation von der US-Regierung kontrolliert wird. Ist das der Fall?

Nein, das ist nicht der Fall. Die US-Regierung ist einer unserer Geldgeber, was wir stets offen kommuniziert haben. Der Anteil der US-Finanzierung, den wir erhalten, hat im Laufe der Jahre geschwankt. Wir haben keine besondere Beziehung zur US-Regierung oder zu irgendeiner anderen Regierung. Stattdessen bewerben wir uns um öffentlich ausgeschriebene Fördermittel für Medienprojekte.

Eine kürzlich von Mediapart veröffentlichte Geschichte, die auch von einigen anderen Medien aufgegriffen wurde, behauptete, OCCRP habe das Ausmaß der US-Regierungsfinanzierung verschleiert. Tatsächlich waren wir immer offen und ehrlich darüber, auch wenn wir uns bewusst sind, dass dies Kritik hervorrufen könnte. Die Geschichte konnte keine Beispiele für Einflussnahme oder Voreingenommenheit in unseren Berichten finden, und alle von Mediapart befragten Personen stimmten darin überein, dass OCCRP über viele Jahre hinweg qualitativ hochwertigen Journalismus zu einer Vielzahl von Themen produziert hat.

Der Artikel von Mediapart wurde von einem ehemaligen Mitglied des OCCRP-Netzwerks verfasst, das im Laufe der Jahre öffentlich mehrere persönliche Konflikte mit unserer Leitung hatte. Wir sind der Meinung, dass seine frühere Beziehung zu OCCRP einen unzulässigen Interessenkonflikt darstellt, der ihn daran hätte hindern sollen, über unsere Organisation zu schreiben. Unsere Antwort auf die Geschichte können Sie hier nachlesen.

Warum akzeptiert OCCRP ĂĽberhaupt staatliche Finanzierung?

Wir sind uns bewusst, dass einige Journalisten es aus Prinzip ablehnen, Geld von Regierungen anzunehmen, insbesondere in den USA, wo dies nicht üblich ist. Aber im Gegensatz zu vielen anderen globalen Medienorganisationen arbeiten wir hauptsächlich in Regionen ohne starke Tradition unabhängiger Berichterstattung, darunter postkommunistische Länder in Mittel- und Osteuropa sowie Zentralasien, aber auch Teile Ozeaniens, Afrikas und des Nahen Ostens.

In diesen Regionen gibt es zudem sehr wenig Finanzierung für unabhängige Medien durch private institutionelle Geldgeber. Wir haben uns entschieden, staatliche Finanzierung anzunehmen, um wachsen zu können und gleichzeitig robuste Schutzmaßnahmen zu schaffen, um unseren Journalismus vor Einflussnahme der Geldgeber zu schützen. Außerdem haben wir unsere Finanzierungsquellen so weit wie möglich diversifiziert, indem wir Fördergelder von mehreren Regierungen sowie privaten Stiftungen beantragt haben. Wir glaubten, dass unser gemeinnütziges Medienmodell ein Vorbild für andere sein könnte, wenn wir erfolgreich wären — was sich als richtig herausgestellt hat.

Diese Fördermittel ermöglichten es uns auch, einen großen Teil der Gelder an Journalisten in über einem Dutzend Ländern weiterzugeben, wodurch sie ihre eigenen investigativen Zentren mit unabhängigen lokalen Stimmen gründen konnten. Als Empfänger dieser weitergeleiteten Zuschüsse schließen diese Zentren keine direkten Vereinbarungen mit unseren Geldgebern ab.

Warum finanzieren Regierungen Medien im Ausland?

Wir können nur wissen, was in den Ausschreibungen für staatliche Fördermittel steht, die typischerweise angeben, dass sie dazu dienen sollen, eine Medieninfrastruktur aufzubauen, Korruption zu bekämpfen und eine robuste Zivilgesellschaft in Ländern ohne solche Strukturen zu fördern. Die USA und andere demokratische Länder könnten dies als Teil ihrer Außenpolitik oder als im Einklang mit ihren Werten ansehen. Uns ist es egal, warum sie es tun, da wir uns nur um Förderungen bewerben, die mit unseren eigenen Zielen übereinstimmen — die Unterstützung von Journalisten weltweit und die Aufdeckung von Korruption durch investigative Berichterstattung — und die uns redaktionelle Unabhängigkeit garantieren.

Klicken Sie hier, um die englische Fassung dieser FAQ zu lesen.